Die Mag 7 werden sich selbst gefährlich
Lange dominierten die „Magnificent Seven“ die Wall Street. Die Unsicherheit im Zuge der US-Zollpolitik hat ihre Kurse allerdings drastisch absinken lassen. „Dank ihres technologischen Vorsprungs dürften die Mag 7 weiterhin die Fantasie der Anleger beflügeln“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. Innerhalb der Gruppe dürften die Unterschiede jedoch deutlicher werden. „Das liegt auch daran, dass die Mag 7 zunehmend in Konkurrenz zueinander treten“, so Fischer.
Die außergewöhnliche Performance der Mag 7 – Amazon, Apple, Microsoft, Nvidia, Tesla sowie die Google-Mutter Alphabet und die Facebook-Mutter Meta – hat in den vergangenen zwei Jahren maßgeblich die US-Aktienmärkte geprägt. Während der US-Börsenindex S&P 500 2023 um ein Viertel zulegte, konnte die Mag-7-Truppe ihre Kurse fast verdoppeln. 2024 ging es noch mal 64 Prozent nach oben, der S&P 500 schaffte nur 23 Prozent. Die Kursentwicklung hat die Börsenbewertung der Mag 7 mächtig aufgebläht: Ende 2024 betrug sie 17,6 Billionen Dollar und machten damit mehr als ein Drittel des Gesamtmarktes aus. Allein Apple war mehr als doppelt so viel wert wie die gesamten 40 Titel im Dax.
Hinter dem Mag-7-Rausch standen vier Haupttreiber. Erstens schufen Technologieführerschaft, Preissetzungsmacht und globale Markenpräsenz einen „Burggraben“ gegen die Konkurrenz. Zweitens stabilisierten stetig exorbitante Gewinne und überdurchschnittliche Quartalszahlen das Anlegervertrauen. Drittens zog ihre hohe Gewichtung in Indizes wie dem S&P 500 passives Kapital an. Viertens schließlich wurden die US-Riesen in einem unsicheren Makroumfeld als relativ sichere Anlagen wahrgenommen.
Doch mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump sind die Karten neu gemischt. Die Ankündigung von extremen Zöllen ließ die allgemeine Unsicherheit wachsen. Das belastete insbesondere die Mag 7, da sie bereits hoch bewertet waren. Ist damit die Rallye vorüber? „Kurzfristig wird der Exceptionalism der US-Wirtschaft nicht enden“, erklärt Fischer. „Und auch die Mag 7 werden ihre Führerschaft nicht über Nacht verlieren.“
Allerdings belastet die US-Handelspolitik den gesamten US-Markt. Anleger suchen nach Alternativen, insbesondere in Europa, wo die Regierungen mit zusätzlichen Schulden die Konjunktur antreiben. Dazu kommen Sorgen um eine Dollar-Abwertung. „Und schließlich besteht die Möglichkeit, dass sich Marktanteile verschieben und nicht alle der sieben Unternehmen auch in fünf bis zehn Jahren noch Mag 7 sind“, so Fischer. Denn die Technologieriesen machen sich zunehmend gegenseitig Konkurrenz und wildern in den Märkten der anderen Gruppenmitglieder.
Ein Beispiel für gegenseitige Abhängigkeiten: 40 Prozent von Nvidias Umsätzen stammten (Stand März 2025) aus Geschäften mit Microsoft, Meta, Amazon und Alphabet. „Diese Vernetzung könnte sich bei Nachfrageschwächen kaskadenartig auswirken“, erklärt Fischer. Im Bereich autonomes Fahren wiederum könnte es zu Kannibalismus unter den Mag 7 kommen. Hier ist nicht nur Branchenführer Tesla am Start, mit dabei ist auch die Alphabet-Tochter Waymo, die allerdings einige Rückschläge einstecken musste – ebenso wie Apple, das sein Auto-Projekt stark eingedampft hat. Amazon wiederum übernahm 2020 Zoox, entwickelte autonome E-Fahrzeuge und nutzt Robotik und KI für seine Logistik und Auslieferung. Nvidia bietet seinerseits zwar keine eigenen Autos, ist aber ein Schlüsselzulieferer für KI-Chips und Plattformen für den Bereich autonomes Fahren, zum Beispiel „Nvidia Drive“. Am E-Autogeschäft indirekt beteiligt ist auch Microsoft, das über Azure Cloud in Partner wie Cruise (von GM) investiert und KI-/Cloudlösungen anbietet, allerdings kein Fahrzeugprojekt hat.
Konkurrenz machen sich die Mag 7 ebenfalls im Bereich Suchmaschinen. Marktführer Google/Alphabet liegt mit großem Abstand vorn. An zweiter Stelle steht Microsoft, das mit Bing die zweitgrößte Suchmaschine im Westen anbietet, wobei Bing stark mit ChatGPT/Bing Chat verknüpft ist. Apple hat bislang keine eigene Suchmaschine, arbeitet aber laut Berichten an einem eigenen Suchdienst. Apple-Dienste wie Spotlight und Siri-Suche greifen ihrerseits auf Websuchen zu, aktuell meist über Google. Und die Produktsuchmaschine von Amazon ist bereits heute eine der meistgenutzten Suchseiten für Konsumgüter. „Insgesamt deutet sich in den zwar immer noch soliden, aber in der Tendenz schwächeren Anstiegen der Google-Umsätze in den vergangenen Quartalen eine verstärkte Konkurrenz an“, beobachtet Fischer.
Heftige Konkurrenz zwischen den Technologieriesen besteht schließlich auch im Cloud-Bereich. Branchenführer Amazon Web Services wird hier gejagt von Microsoft, mit Azure die Nummer zwei des Marktes, das umfassende Cloud-Dienste und KI-Integrationen bietet. Dahinter folgt Alphabet mit seiner Google-Cloud-Plattform GCP. Nvidia wiederum hat zwar keine eigene Cloud, liefert aber die Hardware für viele Cloud-Anbieter und betreibt eigenen KI-Plattformen wie die Nvidia DGX Cloud.
„Diese mögliche Selbstzerfleischung der Mag-7-Unternehmen untereinander beinhaltet bereits genug negatives Überraschungspotenzial, doch könnte weiteres Ungemach von politischer Front drohen“, bemerkt Fischer. Zusätzlich zu möglichen Kartellklagen scheint der neue Gefahrenherd im Oval Office zu sitzen: Donald Trumps jüngste Ankündigung, Apple mit einem Zoll in Höhe von 25 Prozent zu belegen für alle in den USA verkauften, aber nicht gefertigten I-Phones, hat umgehend zu spürbaren Kursverlusten geführt. „Ergo scheinen nicht einmal die wertvollsten Unternehmen der Welt, in den USA beheimatet oder nicht, davor gefeit zu sein, in die Schusslinie von Trump zu geraten“, so Fischer.
Fazit: Die Mag 7 bleiben Technologieführer und ein zentraler Pfeiler der globalen Aktienmärkte. Doch die Ära ihrer unangefochtenen Dominanz könnte sich wandeln. Nicht alle Mag-7-Unternehmen werden ihr Gewicht halten, insbesondere bei stagnierender Produktdiversifikation. Trumps protektionistische Tendenzen könnten darüber hinaus die Firmen selbst treffen und Kapitalflüsse in andere Weltgegenden lenken. „Politische Risiken, Bewertungsfragen und interne Konkurrenz erfordern eine selektive Betrachtung“, rät Fischer. Anleger sollten daher stärker auf Differenzierung setzen – sowohl innerhalb der Mag 7 als auch im Hinblick auf alternative Märkte.
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