Rüstungsaktien im Aufwind – lohnendes Investment oder moralisches Minenfeld?
Aktien von Rüstungsunternehmen feiern derzeit Kursrekorde. Der Ukraine-Krieg, steigende Verteidigungsetats und eine wachsende sicherheitspolitische Nervosität haben die Branche aus der Nische ins Rampenlicht katapultiert. Doch Anleger stehen vor einem moralischen Dilemma. „Wer in Waffen investiert, verdient an der Aufrüstung – und indirekt womöglich am Krieg“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. „Ein Investment in Rüstungsaktien ist deshalb weit mehr als eine rein finanzielle Entscheidung.“
Finanziell betrachtet spricht vieles für eine Beimischung solcher Titel – zumindest für bestimmte Anlegertypen. Die geopolitische Lage hat sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine grundlegend verändert. Europa diskutiert über Wehrpflicht, die Bundeswehr soll mit einem Sondervermögen von 500 Milliarden Euro gestärkt werden und NATO-Mitglieder stehen unter Druck, ihre Verteidigungsausgaben auf bis zu fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Für Unternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt oder Lockheed Martin bedeutet das volle Auftragsbücher und für Aktionäre: Kursfantasie.
„Doch so eindeutig ist die Rechnung nicht“, sagt Fischer. Rüstungsaktien sind zyklisch, politisch sensibel und moralisch umstritten. Ein Friedensschluss oder ein Politikwechsel können Aufträge schlagartig wegbrechen lassen. Zudem sind viele institutionelle Investoren, die nach ESG-Kriterien investieren, gesetzlich oder freiwillig verpflichtet, Waffenhersteller auszuschließen. „Diese ethische Abwägung ist nicht trivial – und sollte von jedem Anleger für sich selbst getroffen werden“, so Fischer.
Entscheidet man sich dann für Rüstungsaktien, kann eine gezielte Beimischung sinnvoll sein. Gerade weil viele dieser Titel bereits deutlich gestiegen sind, aber das strukturelle Umfeld weiterhin Rückenwind gibt, besteht weiteres Aufwärtspotenzial. „Wer investiert, sollte aber wissen: Rüstung ist ein Spiel mit politischen und gesellschaftlichen Spannungen – und kein Selbstläufer“, sagt Fischer. Hohe Volatilität ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Wer also ein Investment in Betracht zieht, sollte auf Diversifikation setzen. Statt Einzelaktien können breit aufgestellte Verteidigungs-ETFs eine risikoärmere Alternative darstellen. Außerdem müssen politische Entwicklungen regelmäßig beobachtet werden. Verteidigungsetats hängen am politischen Willen und der kann sich bei Wahlen, Haushaltskrisen oder geopolitischen Wendepunkten rasch ändern.
Darüber hinaus sollte das eigene Anlageprofil ehrlich reflektiert werden. „Wer nachhaltig und werteorientiert investieren möchte, wird mit einem Investment in Waffenhersteller kaum glücklich“, so Fischer. Wer dagegen primär auf Rendite aus ist, findet in der Rüstungsbranche einen derzeit lukrativen, wenn auch risikobehafteten Sektor.
Fazit: Rüstungsaktien polarisieren – und das zu Recht. Sie bieten Chancen, aber auch erhebliche Risiken und ethische Herausforderungen. „Die Entscheidung für oder gegen ein Investment ist daher sehr individuell“, so Fischer. „Anleger sollten sich dieser Verantwortung bewusst sein.“
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